Das Calwer-Eck
Als am 24. April 1987 die 1. Stuttgarter Lokalbrauerei eröffnete, hatte man eine ganz bestimmte Idee. Es hatten sich viele Gedanken gemacht und lange daran gearbeitet.
Der Ansatz lag darin, daß in den meisten Stuttgarter Lokalen eine recht einseitige Gästestruktur zu finden war.Also war das Ziel, ein Lokal zu etablieren, das sich auf keine bestimmte Zielgruppe spezialisiert, sondern für jeden Gast, jedes Alter und jede Stimmungslage das richtige Ambiente bietet und damit ein buntgemischtes Publikum anzieht. Zu einer Zeit, in der man sich im allgemeinen mit „zielgruppenorientiertem Denken“ und „spezifischen Konzepten“ brüstete, ein ungewöhnlicher Gedanke.
Aber der Erfolg sollte ihm recht geben. Heute, mit ihrem mehr als 25jährigen Bestehen darf sich die 1.Stuttgarter Lokalbrauerei - inzwischen fast besser bekannt als das „Calwer-Eck“ - mit Recht als Klassiker und „gastronomischer Dauerbrenner“ bezeichnen.Denn nach wie vor ist 7 Tage die Woche durchgehend geöffnet und 7 Tage reger Betrieb, an vielen Tagen buchstäblich "full house", man findet kaum einen Platz. Und das, ohne jemals einen Umbau, eine Namens- oder Konzeptänderung vorzunehmen - bis heute ein einmaliges Phänomen in der Gastronomieszene.
Und natürlich fragt man sich: Warum? Was steht dahinter? Es lässt sich sicherlich nicht mit einem Wort erklären, sondern beruht auf einem gekonnten Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Zum einen die lockere Atmosphäre, hervorgerufen durch die perfekte Raumaufteilung von Bar, Stehtischen, lebhafteren und ruhigeren Sitzplätzen und natürlich dem großen Speisenbuffet, an dem ein Teil der Gerichte unter den Augen der Gäste zubereitet wird. Und all das in einer sehr eigenen, aber auch edlen Einrichtung, die aus einer Mischung aus Jugendstil und rustikalem Holz perfekt arrangiert ist. Und gerade weil seit der Eröffnung nichts verändert oder umgebaut wurde, macht die heutige Patina das Lokal noch viel schöner und trägt zur besonderen Atmosphäre bei. Die Lage im 1. Stock - für viele Gastronomen ein Hindernis - hat sich dabei noch niemals negativ ausgewirkt.
Bei schönem Wetter kann man es sich auch auf der Terrasse in der Fußgängerzone direkt vor dem Haus gut gehen lassenund das Treiben in der Stadt beobachten.
Man könnte das "Calwer-Eck" also beschreiben als "gemütliches aber ganz besonderes Bierlokal mit einem soliden Grundkonzept und einer soliden gastronomischen Leistung".
So einfach . . . ?
Na ja, immerhin handelt es sich nicht einfach um ein "Lokal", sondern vor allem um eine Hausbrauerei, und zwar Stuttgarts erste. Zur Zeit ihrer Gründung gab es davon gerade mal eine handvoll in ganz Deutschland. Die Brauanlage wurde von seiner Königlichen Hoheit Luitpold von Bayern - seines Zeichens Prinz und Bierbrauer - in Ungarn gebaut und persönlich in Stuttgart eingesetzt. Damit wird seitdem unverändert nach eigenem Rezept das "Calwer-Eck-Bräu" gebraut, ein untergäriges, kellerfrisches, naturtrübes Bier. Es unterliegt dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 - auch heute noch - aber dennoch ist es anders als die meisten Biere, denn es ist weder filtriert noch pasteurisiert, da es ja direkt aus der Produktionfrisch auf den Tisch kommt und eine derartige Haltbarmachung deshalb nicht nötig ist.
Damit ist das Calwer-Eck-Bräu eine vollwertige, unfiltrierte Bierspezialität, in der alle wertvollen Inhaltsstoffe wie Hefe, Eiweiß, Fermente, Vitamine und natürliche Aromen noch enthalten sind. Umso wertvoller in der heutigen Zeit der manipulierten und konservierten Lebensmittel. Außerdem enthält das Calwer-Eck-Bräu wenig sogenannte Bittereinheiten, ist dadurch süffig und angenehm und wird deshalb auch gerne von den weiblichen Gästen getrunken.
Ausgeschenkt wird übrigens nur im 0,2- und 0,3 l-Glas, dadurch hat der Gast immer ein frisches Bier vor sich. Wer bei diesen vergleichsweise kleinen Gläsern Nachschubsorgen hat, kann beruhigt sein: Im "Calwer-Eck" wird dem Gast so lange
automatisch immer ein frisches Bier gebracht, bis er den Bierdeckel auf das Glas legt und damit signalisiert: "Genug für heute..."
Wer dem nicht traut und lieber selbst mit Hand anlegen möchte, bestellt einfach einen "Pitcher" - ein frisch gezapfter 1,5-Liter-Krug zum selbst einschenken!
Wer dem nicht traut und lieber selbst mit Hand anlegen möchte, bestellt einfach einen "Pitcher" - ein frisch gezapfter 1,5-Liter-Krug zum selbst einschenken!
Außer dem naturtrüben, untergärigen Calwer-Eck-Bräu wird zu verschiedenen Anlässen ein Saisonbier gebraut, wie z.B. Volksfestbier, Maibock, Sommerbier, Weihnachtsbier und Schwarzbier. Aber egal welche Sorte, immer gilt das Motto: Qualität statt Quantität. So wird fast ausschließlich für den Eigenbedarf gebraut, nur eine handvoll Spezialitäten-Lokale im Stuttgarter Raum werden auf deren Anfrage auch beliefert.
Für außer Haus - sollten Sie daheim eine Party feiern wollen - werden 5 Liter-Partyfässchen mit integriertem Zapfhahn und - gegen Vorbestellung - 10, 15, 20, 30 und 50 Liter-Fässer zum Mitnehmen abgefüllt. Ein besonders schönes Souvenir oder Geschenk sind die nostalgischen Biersiphons, in Füllmengen von 1 oder 2 Litern. Außerdem gibt's - ebenfalls zum Mitnehmen und in kleinen Mengen für den Handel - eine weitere Spezialität, das Kellerpils, das in 0,5 Liter-Bügelflaschen abgefüllt und in 6er-Holzkisten verpackt wird. Diese Produktion findet in einer kleinen Brauerei in Bräunlingen statt, nach Original-Rezepten des Calwer-Ecks.
Rechnet man die gesamte Produktionsmenge seit Gründung der 1.Stuttgarter Lokalbrauerei auf die Stuttgarter Bevölkerung um, hat innerhalb all dieser Jahre jeder Stuttgarter schon weit über zehn Gläser Calwer-Eck-Bräu getrunken - zum Wohl!
Wer neugierig ist und gerne selbst sehen möchte, wie das Calwer-Eck-Bräu entsteht, kann tagsüber dem Braumeister bei der Arbeit zuschauen - die Brauerei ist lediglich durch eine Glaswand vom Lokal getrennt - und nach Voranmeldung auch eine Brauereiführung mitmachen und sich selbst der Zutaten und des Brauvorgangs vergewissern, der ausschließlich im Haus stattfindet. Ein Bier, das einen derart kurzen Weg zum Gast hat, braucht zum Glück keine groß angelegten werblichen Stimmungsbilder, um dem Verbraucher seine Frische nahe zu bringen!
Zum Bier wird im Calwer-Eck übrigens auch die passende Küche angeboten: zünftig und biertypisch. Als Spezialitäten gibt es hausgemachte Spätzle und Maultaschen in verschiedenen Variationen, schwäbischen Zwiebelrostbraten, frische Münchner Weißwürste aus dem Sud mit süßem Senf und Brezel und vor allem die Calwer-Eck-Pfanne mit vielen schwäbischen Spezialitäten, die ab zwei Personen in einer großen Pfanne für alle serviert wird, ganz nach dem Motto "von ällem und für jeden ebbes".
Zum Mittagstisch stehen täglich 5 Gerichte ab 5,90 € sowie eine Tagessuppe für 2,90 € zur Auswahl.Jeden Sonntag gibt's von 10 bis 14 Uhr ein rustikales "All you can eat" Brunch-Buffet für nur € 12,90 pro Person und jeder darf sich nehmen wovon und sooft er möchte.
Ein Besuch im Calwer-Eck lohnt sich in Anbetracht des vielfältigen Angebots also immer!